Sonntag, 20. Juli 2014

Nach den Sommerferien geht es weiter....



Anders als in anderen Stadtteilen können die Fechenheimer sich über den Geburtenrückgang nicht beschwerden: In Fechenheim leben überdurchschnittlich viele Familien mit vielen Kindern.  Gleichzeitig fällt in Fechenheim jedoch auch ein überdurchschnittlich hoher Anteil deutscher Bevölkerung mit Migrations- hintergrund mit einem überdurchschnittlich hohem Anteil an Migranten zusammen: Viele Familien aus dem Stadtteil haben ausländische Wurzeln oder sind erst in jüngerer Zeit nach Deutschland gekommen.

Fechenheim steht daher vor großen Herausforderungen. Die Initiative Bildungspaten Fechenheim hat sich zum Ziel gesetzt,  die schulischen und beruflichen Chancen von Schülern mit ausländischen Wurzeln durch Sprachförderung zu verbessern und dadurch einen kleinen Beitrag zu einem gelingenden Miteinander und zur Integration im Stadtteil zu leisten. Denn nur mit gutem Sprachverständnis können die Kinder dem Schulunterricht folgen und den Lernstoff verstehen. Und nur mit gutem sprachlichen Ausdrucksvermögen können sie das Gelernte wiedergeben und gute Noten dafür erhalten. Und die wiederum sind wichtig für einen guten Start ins Berufsleben.

Die Förderung der Schüler durch die Bildungspaten erfolgt außerschulisch. Zu festgelegten Zeiten am frühen Nachmittag treffen sich mehrere Bildungspaten in den Räumen der Schule mit ihren Förderkindern. Jeder Bildungspate betreut „sein“ Kind. So ist es möglich, die sprachlichen Defizite des Kindes genauer kennenzulernen und an ihrer Beseitigung zu arbeiten. In der Regel werden  einfache Texte zusammen gelesen, kurze Diktate gemacht und Übungsblätter  bearbeitet. Aber auch das Sprechen ist wichtig, denn häufig haben die Kinder in ihrem familiären Umfeld niemanden, mit dem sie Deutsch sprechen können.

Am vergangenen Wochenende trafen sich die Bildungspaten Fechenheim, um einen Rückblick über ihre Tätigkeit in den vergangenen zwei Jahren zu ziehen: Die Bilanz ist durchweg positiv: In den ersten zwei Jahren ihres Bestehens haben 25 aktive Bildungspaten 30 Kinder gefördert. Ebenfalls
erfreulich ist die hohe Motivation und der Ehrgeiz mancher der geförderten Kinder. Und auch das ist erfreulich: In einigen Fällen suchen die Eltern regelmäßig den Kontakt mit den Bildungspaten und besprechen den Leistungsstand ihrer Kinder.
Parallel zu den Aktivitäten der Bildungspaten an zwei Schulen in Fechenheim-Süd  soll mit Beginn des neuen Schuljahres eine Bildungspatengruppe in Fechenheim-Nord aufgebaut werden. Den Anstoß dafür gab der SPD Ortsverein Fechenheim. Stephan Zilcher, Mitglied im Ortsbeirat 11, und Bernd Schnoor, Integrationsbeauftragter der SPD Fechenheim, nahmen Kontakt mit den Bildungspaten auf. Gemeinsam wurde geplant, wie Schüler der Konrad-Haenisch-Schule in die  Förderung durch die Bildungspaten aufgenommen werden können.

Beate Herok berichtete auf dem Treffen der Bildungspaten über die Vorbereitungen für den Schritt nach Fechenheim-Nord, die auf Hochtouren laufen. In einem persönlichen Gespräch mit der Rektorin der Konrad-Haenisch-Schule wurde sondiert, ob es Schüler mit Förderbedarf in Fechenheim-Nord gibt. Die Schulleiterin nahm das Angebot mit großer Offenheit an.

Es wurde vereinbart, dass nach Beginn des neuen Schuljahres eine erste Gruppe der Bildungspaten nach dem Unterricht in den Räumen der Konrad-Haenisch-Schule mit ihrer Förderung beginnen soll. An welchen Tagen die Förderung stattfindet und um welche Uhrzeit sie beginnt, kann erst nach Vorliegen des neuen Stundenplanes festgelegt werden. Auch die Anzahl der zu fördernden Kinder und Jugendlichen kann erst dann festgelegt werden, denn die Nominierung soll durch die Lehrerkonferenz erfolgen.

Sechs Bildungspaten haben sich schon jetzt für den Einsatz in Fechenheim-Nord gemeldet. Um der Schule möglichst viele Förderplätze anzubieten, werden weitere Bildungspaten gesucht. So werden in den nächsten Wochen in Bergen-Enkheim und Fechenheim-Nord 1000 Flyer verteilt, mit denen die SPD Fechenheim und die Bildungspaten auf die Initiative aufmerksam machen und um Unterstützung bitten.

„Jeder Interessierte wird bei seinem Einstieg von uns begleitet.“ Niemand muss befürchten, ohne Unterstützung ins kalte Wasser springen zu müssen. „Wir werden uns während der Sommerferien mit Interessierten vorab treffen und ihnen berichten, wie die Förderung abläuft.“, sagt Beate Herok. „Da wir in Gruppen arbeiten, muss auch niemand befürchten, am Anfang mit eventuellen Fragen alleine zu sein. Es ist immer jemand dabei, der weiterhelfen.“

„Beim gemeinsamen Lernen geht es häufig gar nicht um Themen, die für uns Muttersprachler selbst kniffelig sind.“, sagt Karin Ruf, die seit mehr als einem Jahr bei den Bildungspaten aktiv ist und inzwischen schon das zweite Kind aus Pakistan fördert. „Meistens kämpfen wir um Groß- und Kleinschreibung und um das Konjungieren von Verben“. Karin Ruf ist besonders stolz über den Erfolg der von ihr geförderten Kinder, denn sie hat die Betreuung der Kinder gemeinsam mit der Bildungspaten Brigitte Makko übernommen, als die Kinder praktisch keine Deutschkenntnisse hatten. „Am Anfang ging es um das Erlernen eines Grundwortschatzes. Aber dann ging es ganz schnell mit dem Lesen und Schreiben kleiner Texte weiter.“ Die von ihr geförderten Kinder werden mit dem neuen Schuljahr am Regelunterricht teilnehmen können.

Brigitte Belde, ebenfalls bei den Bildungspaten aktiv, ist von ihrem Ehrenamt begeistert. „Ich habe bei den Bildungspaten eine sinnvolle Aufgabe gefunden, die für mich persönlich sehr bereichernd ist.“ Wichtig sei ihr, so Brigitte Belde, etwas weiterzugeben. Und im Kontakt mit dem Kind spüre sie, dass sie etwas bewirken könne.

"Mein Eindruck, den ich auch im Berufsleben als Personalleiterin gewonnen habe, ist, dass eine Integration mit besseren Sprachkenntnissen und damit auch mit besseren Schulnoten sicher leichter wäre. Darum ist mir die Mitarbeit in der Initiative Bildungspaten so wichtig." sagt Christine Kirchhoff. "Leider ist nicht allen Eltern bewußt, wie wichtig Sprachkenntnisse sind. Manche Eltern  können mangels eigener Sprachkenntnis nur schwer einschätzen, ob ihre Kinder gut oder schlecht Deutsch sprechen. Andere wiederum klammern sich aus Angst vor der fremden Umgebung an ihren ebenfalls aus dem Ausland stammenden Bekanntenkreis und sprechen dort und in der Familie nur ihre Muttersprache. Damit nehmen sie ihren Kindern die Chance, in der Schule gut mitzukommen." Christine Kirchhoff möchte die Kinder und Jugendlichen dabei unterstützen, einen guten Schulabschluss zu machen und gute Berufsaussichten zu haben.


Interessierte, die sich ehrenamtlich einbringen möchten, werden gebeten, sich per email unter Bildungspaten@arcor.de zu melden. Eine Kontaktaufnahme kann auch telefonisch unter 0170-3504827 erfolgen.






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